Mittlerweile kann ich mich seit über fünf Jahren aktiver Läufer nennen. Angefangen hab ich mit ganz normalen Laufschuhen, ganz so wie es damals eben üblich war. Natürlich mit starker Dämpfung, das der Fuß ja nichts vom harten Untergrund mitbekommt und der Boden möglichst angenehm gemacht wird. Das schont die Gelenke und macht laufen viel gesünder, wurde mir damals im Sportgeschäft geraten. Nach einem weiteren Paar solcher Schuhe kamen plötzlich die Probleme. Meine Knie fingen an zu schmerzen und das Laufen war irgendwie keine Freude mehr. Und wenn Sport keine Freude macht, dann bleibt man viel lieber im gemütlichen Wohnzimmer oder steht nicht extra um 7 Uhr auf, um eine Laufrunde bei frischer Morgenluft zu drehen.

Ich musste etwas gegen mein Problem machen. Wie so oft hat das Internet weitergeholfen: Amerikanische Fitness-Blogs machten mich auf Barfuß-Laufschuhe aufmerksam. Bekanntester Vertreter schien damals Vibram mit seinen FiveFingers zu sein. Durch die Aussparungen für die einzelnen Zehen schauen die Schuhe in der Tat etwas lustig aus, verleihen dafür aber dank einer sehr dünnen Sohle, keiner Sprengung und Null Dämpfung ein hohes Barfuß-Gefühl.

Gesagt – getan, war es dann zu Ostern vor 2 Jahren soweit und ich kaufte mir ein Paar FiveFingers. Nach VIEL Zeit der Eingewöhnung und Umstellung (dazu am Schluss mehr), konnte ich schnell etwas feststellen: Meine Knieprobleme waren weg. Seit diesem Moment hatte ich nie mehr „normale“ Laufschuhe an meinen Füßen. Mittlerweile habe ich die Five Fingers gegen Stealth von Vivo Barefoot ausgetauscht und genau diese möchte ich heute vorstellen.

SONY DSC

Meine Stealth sind in einem doch sehr auffälligen lime-green gehalten. Wer es etwas dezenter mag, sollte zu dem dunkleren Modell greifen. Wie es sich für Barfuß-Laufschuhe gehört haben sie keine Sprengung (Höhenunterschied zw. Ferse und Vorderfuß) und eine 3 mm dünne Sohle. Zusätzlich dazu gibt es eine herausnehmbare 3 mm dicke Innensohle. Ich lasse sie eigentlich immer drin, weil man trotzdem ein sehr gutes Barfuß-Feeling bekommt. Wer sie lieber herausnimmt, kann auch ohne die Innensohle laufen. Die Außensohle ist nicht steif und lässt absichtlich viele  Umwelteinflüsse durch – spitze Steine bereiten aber keine Probleme. Ganz im Gegensatz zu den FiveFingers, wo man jeden kleinen Stein spürt. Obwohl die Sohle wenig Profil hat, hat man eine sehr gute Bodenhaftung und man rutscht nicht sofort bei etwas Nässe und Dreck.

SONY DSC

Ebenfalls ein starker Pluspunkt zu meinen früheren Schuhen ist der bessere Wiederstand gegen Wind, Nässe und Kälte. Die Stealth halten auch mal einen Lauf im Regen aus ohne dass man im Schuh „schwimmt“. Wie es jetzt im Winter wird, muss ich erst austesten. Ich kann mir aber vorstellen, dass es bei Minus-Graden schon etwas kalt wird, da die Schuhe ja doch relativ dünn sind. Außerdem wird wohl bei Schnee und Eis das Profil auf der Sohle zu wenig griffig.

Was auf den ersten Blick bei den Vivobarefoot-Schuhen noch auffällt ist die relativ breite Zehenkammer vorne. Da man beim Barfußlaufen automatisch eine Vorderfuß-Lauftechnik entwickelt, braucht man vorne mehr Platz, weil sich die Zehen nach außen dehnen. Man kann das relativ einfach ausprobieren indem man auf dem Vorderfuß geht und sieht wie der Fuß breiter wird. Genau dem wird durch einen breiteren Schuh im Vorderfuß-Bereich Rechnung getragen.

Vivobarefoot hat in Österreich sogar schon einige Shops, sodass man sich nicht mehr nur auf den Online-Kauf verlassen muss. Ich würde zum Kauf einfach direkt hinfahren und dort die Schuhe ausprobieren. Vor allem auch wegen der Größe, die von den normalen Straßen-/Laufschuhen abweichen kann.

Mittlerweile bin ich übrigens mit den Vivobarefoot Stealth erfolgreich den TUI (Halb-)Marathon auf Mallorca gelaufen und so zufrieden, dass ich wohl noch eine ganze Weile mit diesen Schuhen unterwegs bin. Wer sich für das Thema interessiert oder sogar schon einen Barfuß-Laufschuh (egal welcher Marke) gekauft hat, sollte sich unbedingt folgende Einführung zu Gemüte führen: Denn auch beim Barfuß-Laufen kann man gerade am Anfang, wenn der Fuß und Körper noch zu sehr auf die frühere Lauftechnik eingestellt ist, ziemlich viel falsch machen. Um die richtige Anwendung zu trainieren und zu kontrollieren gibt es von Vivobarefoot einen Tranings-Leitfaden und genaue Videos. Und ja: There’s even an App for that! Diesen Teil der Vorbereitung bitte auf keinen Fall auslassen! Ansonsten bleibt nur noch zu sagen: Keep Running!

Meine Test- und Erfahrungsbericht zum Vivobarefoot Neo Trail gibt es übrigens hier (inkl. Video!)