Ganz ehrlich, ich dachte 2014 wird das Jahr, wo Leute in Führungspositionen endlich so sensibilisiert auf das Thema Sexismus und Gleichberechtigung sind, dass wir zumindest von Unternehmen keine geschlechterdiskriminierende Drecksscheiße mehr vorgesetzt bekommen. Die Entscheidungstragenden (und betreuenden Agenturen) sollten doch schön langsam Skandal nach Skandal und Shitstrom nach Shitstorm mitbekommen haben, was richtig und was falsch ist? Aber nein, selbst zum Jahresende gibt es noch sehr resistente Unternehmen, die weiterhin meinen, es sei super lustig, klassische Geschlechter-Rollenbilder lächerlich zu machen und durch den Dreck zu ziehen. Auf Kosten derer, die jahrelang dafür kämpfen, diese aus den Köpfen der Leute zu bringen.

Aktuelles Beispiel ist die Kampagne der Mobilfunkmarke tele.ring (bzw. dessen Mutterunternehmen T-Mobile Austria). Wenn wir uns ehrlich sind, ist „Der Inder“ ansich ja schonmal eine ziemlich depperte Figur. Aber mit den derzeitigen Spots legt tele.ring nochmal eines drauf: Der Inder Hood – also die Figur, die die armen Menschen von dem bösen Mobilfunkunternehmen retten soll – erpresst den Geschäftsführer von tele.ring. Mit dem Ziel, niedrigere Tarife durchzusetzen. Grundsätzlich keine schlechte Idee. Wäre da nicht noch die Tatsache, mit welchen Mitteln diese Erpressung vonstatten geht: Der Inder Hood zeigt dem Erpressten kurz nach der Drohung ein Video, wo er „typischen Frauenbeschäftigungen“ nachgeht. Je nach Werbespot sitzt er strickend beim Fernseher oder bügelt sich selbst seine Hemden. Dem Herrn Geschäftsführer ist das sofort zu peinlich, immerhin darf die Welt ja nicht erfahren, dass er bügelt oder strickt, und senkt darauf hin die Preise.

Mal ganz davon abgesehen, dass es der Welt eigentlich wurscht ist, was der Herr CEO in seiner Freizeit so macht, spielt der Spot ganz klar mit den typischen Rollenbildern und Klischees. Die Reaktion des CEOs ist schließlich der ausschlaggebende Effekt: Es wird gezeigt wie peinlich die Tätigkeiten für einen „starken Mann in einer Führungsposition“ sind. Auch auf Twitter finden sich dazu schnell ein paar Beispiele:

Ich habe mich gestern ebenfalls ein wenig drüber aufgeregt und prompt eine Antwort von T-Mobile bekommen:

Bei einer Sache muss ich dem lieben Chris ja recht geben: Tele.ring hat und hatte immer viel „Humor“ in den Werbungen. Aber nur weil es immer so war, muss es nicht in Zukunft auch so sein. Diese Art von Totschlag-Argumentationen ist wirklich fehl am Platz. Und nein, „streiten“ lässt es sich darüber eigentlich nicht. Geschlechterdiskriminierende Werbung ist scheiße. Punkt.

Ich weiß, dass es in der Gesellschaft (leider) noch ein weiter Weg ist. Aber ist es denn so schwer, diese Themen zumindest als Unternehmen zu meiden? Was ich mir für 2015 wünsche: Leute in Führungspositionen, die solche Sachen verstehen und dem Blödsinn ein Ende machen. Meine Hoffnung ist, dass kommende Generationen mit den Themen schlauer und sensibler umgehen. Das wird aber schwierig, wenn es tagtäglich im Fernsehen als normal hingestellt wird.