LG und Prada, südkoreanischer Technologiekonzern trifft italienisches Luxus-Modeunternehmen. Unterschiedlicher könnten die zwei Kooperationspartner wahrscheinlich gar nicht sein, dennoch haben die Unternehmen seit 2006 ganze drei Smartphones unter dem Prada-Label veröffentlicht – und zwar mit Erfolg. Die erste Version wurde über eine Million Mal verkauft und wird als Designobjekt im New Yorker MoMA (Museum of Modern Art) ausgestellt. Dank LG habe ich mir die letzten vier Wochen die aktuelle dritte Ausgabe des Prada Phones genauer anschauen dürfen und weiß jetzt, ob hinter der Luxus-Fassade auch technisch einiges steckt oder ob LG nur Augen fürs Äußere hatte.

Das Aussehen des Prada Phone 3.0 hat es nämlich wirklich in sich. Allein die Aufmachung der Verpackung macht schon einiges her. Noch nicht geöffnet glaubt man alles,aber nicht, dass sich ein Smartphone darin verbirgt. Die Verpackung gleicht eher jener von richtig teurem Schmuck oder Uhren. Auch die Innenseite ist mit Samt ausgekleidet und das Handy mit seinem großen 4,3 Zoll Display liegt dominant in der Mitte. Eine wirklich gelungene Präsentation für ein Prada Phone. Irgendwie genau das, was man sich erwarten würde. Aber nicht nur die Verpackung spiegelt stolz den Prada-Charme wieder, auch das Gerät selbst ist natürlich ganz im Luxus-Style gehalten. Gerade Linien, alles sehr edel und schlicht. Die Rückseite ist mit dem von Prada bekannten Saffiano-Muster bestückt. Leider ist dies nur eine Plastik-Abdeckung für den Akku und die SIM-Karte. Hier wäre ein anderes Material sicher besser zur Geltung gekommen. Auch die Vermutung, dass die raue Oberfläche den Halt verbessert, hat sich als falsch herausgestellt. Dennoch gefällt mir das Design wirklich gut. Ich mag schlichte Formen und klare Linien einfach. Naturgemäß hat Schönheit und Purismus aber auch seine Nachteile. So ist beispielsweise der Standby-/Power-On-Button als kleiner runder Knopf am oberen Gehäuserand ganz rechts außen platziert. Noch dazu befindet sich ein weiterer Button in gleicher Form am linken Rand, ebenfalls ohne Beschriftung oder irgend einen Hinweis, wozu dieser gut ist. Erst durch Ausprobieren findet man die Funktionen heraus und ich habe wahrscheinlich noch nie so lange gebraucht, um ein Smartphone einzuschalten. Auch um das Handy wieder in den Standby-Modus zu schicken braucht man immer wieder diesen Button. Dafür ist er meiner Meinung nach überhaupt nicht passend positioniert. LG hat zwar dafür gesorgt, dass man das Smartphone auch mit den Lautstärke-Reglern auf der Seite aus dem Standby-Mode holen kann, zum Ausschalten des Displays muss man trotzdem den Knopf auf der oberen Gehäuseseite betätigen. Das ist auf jeden Fall nicht ideal.

Doch was hat ein Design-Handy technisch zu bieten? Nachdem es bereits Anfang 2012 bei uns auf den Markt gekommen ist, leider nicht mehr allzu viel. Mit einem 1 GHz Dual-Core ARM Cortex-A9, 1 GB RAM und 8 GB Speicherplatz kann man das Prada Phone 3.0 nicht mehr in der Top-Liga einordnen. Auch die Display-Auflösung von 480 x 800 Pixeln bei 4,3″ ist alles andere als der neueste Stand der Technik. Man wünscht sich einfach, dass alles noch einen Tick schärfer ist. Die 8 Megapixel Kamera ist ebenfalls mindestens eine Generation schwächer als bei den aktuellen Smartphones. Bei Tageslicht und gut beleuchteten Situationen bekommt man trotzdem passable Resultate, die vor allem bei genügend Sonnenlicht gut aussehen. Positiv zu vermerken ist, dass das LG Prada 3.0 einen NFC-Chip an Board hat. Dadurch lassen sich via Android Beam Daten mit anderen NFC-Smartphones austauschen. Auch die Nutzung von Google Wallet wäre zum Beispiel möglich, wenn es diesen Dienst in Österreich geben würde.

Auch wenn die Hardware mindestens eine Generation alt ist, so hat das Prada Phone 3.0 erst vor Kurzem ein Android-Update auf Ice Cream Sandwich spendiert bekommen. Gleich geblieben ist dabei das prägnante Prada User-Interface, das fast nur aus den Farben Schwarz und Weiß besteht. Das monochrome Design setzt die schlichte Formgebung des Geräts konstant fort. Ich bin ja eigentlich kein Fan von angepassten Android-Systemen, muss aber zugeben, dass es in diesem Fall wirklich ausgesprochen gut passt. Das Theme ist komplett im schwarz-weiß Look gehalten und nahezu alle Interface-Elemente wurden daran angepasst: Der Lockscreen, mitgelieferte Apps, Schriften, Icons … einfach alles. Aber auch hier gibt es leider ein paar negative Punkte: Mir kommt vor, als bräuchte unser Auge die Farben zum Navigieren und Finden von Icons. Ich brauchte zum Beispiel ewig, um mir die Position der App-Icons einzuprägen und dementsprechend lange hat es jedes Mal gedauert, bis ich die gewollte App ausfindig gemacht habe. Abgesehen von dem, ist spätestens nach der Installation von zusätzlichen Apps die monochrome Optik zerstört. Apps aus dem Play Store sowie einige Google Apps haben nämlich keine angepassten Icons, wodurch sie sich wie ein Fremdkörper anfühlen. Abhilfe schafft ein kleiner Trick für Apps auf dem Homescreen. Diese kann man nämlich durch längeres Draufhalten auf dem Icon austauschen. LG hat hier eine ganze Menge generischer Icons mitgeliefert, mit denen man die farbigen App-Icons ablösen kann. Aber auch hier gilt: Öffnet man eine App, bleibt von schwarz-weiß nicht mehr viel übrig.

Das Prada Phone 3.0 von LG hat für mich persönlich einen ganz speziellen Platz unter all den Android-Smartphones verdient. Klar, das System bleibt noch immer Android. Ruckler, nicht reagierende Buttons und ähnliche Dinge stehen auf der Tagesordnung, aber das eigene, sehr stilvolle User Interface gefällt mir gut. Auf den ersten Blick könnte man sogar meinen, dass sich im Hintergrund gar kein Android versteckt. Auch die Hardware sticht aus der Masse der Android-Geräte heraus. Zwar ist ein Großteil des Gehäuses aus Plastik, aber irgendwie versprüht das Smartphone einen ganz eigenen Charme. Für Design und Luxus-bewusste Smartphone-Käufer sicherlich einen Blick wert, Technik-bedachte Menschen sollten sich jedoch nach einem aktuelleren Gerät umsehen.