Es kommt nicht sehr oft vor, dass sich der CEO von einem der größten Technologie-Konzerne mit einem Online-Medium zu einem exklusiven Interview an einen Tisch setzt. Meist sind das nämlich die alteingesessenen Journalisten der US Print- oder TV-Medien, die diese Gelegenheit bekommen. Nichtsdestotrotz durfte Nilay Patel, Chefredakteur von The Verge mit Microsoft CEO Satya Nadella im neuen Manhattan Flagship-Store ein exklusives Interview zu führen.

Der interessanteste Teil kommt zum Schluss des Interviews. Nadella philosophiert darüber, welche Aufgaben ein guter CEO hat: „The Job of the CEO is curating the culture that makes excellence happen“. Dabei spricht er an, dass er versucht, Microsofts Unternehmenskultur neu auszurichten. Weg von sogenannten „lagging indicators of success“, wie etwa Gewinn oder Umsatz, hin zu „leading indicators of success“, wie Kundenzufriedenheit oder den Net Promoter Score. Microsoft ist berühmt für den sehr starken Hang zu „lagging“ Indikatoren, was Nadellas Vorhaben umso schwieriger macht – Er selbst spricht dabei von der größten Herausforderung für ihn als CEO.

Das Gespräch gibt mir vor allem eines: Hoffnung, dass Microsoft nun endlich auf dem richtigen Weg ist. Denn in der Tat ist die Konzentration auf Gewinn und Umsatz-Zahlen manchmal nicht der richtige Weg. Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlungsraten sind wichtigere Performance Indikatoren, wenn man zu einer geliebten Marke werden will. Kunden sollen Produkte kaufen, weil sie sie nutzen wollen – und nicht weil sie sie nutzen müssen. Das ist eine Strategie, die man von Apple gewöhnt ist. Tim Cook ist bei Produktvorstellungen meist sehr bedacht darauf, die Kundenzufriedenheit von den eigenen Produkten hervorzuheben. Und Kundenzufriedenheit ist in Wirklichkeit auch das einzige was zählt, um einen nachhaltigen Erfolg zu garantieren.

Genau dieser Fokus ist eine radikal neue Strategie für Microsoft und wir sehen mit dem Surface Pro 4, dem Surface Book, Windows 10 und den neuen Lumias die ersten Ergebnisse davon. Die Medien quittieren diese Kursänderung jedenfalls schon einmal mit vielen positiven Worten. Noch nie habe ich an einem Tag so viel Begeisterung für Microsoft erlebt wie am Tag nach dem Event. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob dies nur ein Lippenbekenntnis war, oder ob es Nadella wirklich schafft, diese veränderte Kultur tief in Redmond zu verankern und zur „Love-Brand“ zu werden.