Man stelle sich folgende Situation vor: Ungarn, ca. 3 km vom Plattensee entfernt in der kleinen Ortschaft Cserszegtomaj. 10 (Web-)Developer mit eigentlich ziemlich unterschiedlichem Technologie-Background.  Eine wirklich geile Villa mit Pool. Ein Griller, Bier und allerlei Elektronik-Gadgets, die das Nerd-Herz begehren.

Was wie „Germany’s Next Topmodel für Developer“ klingt, fasst das „Die Socialisten„-Summercamp 2012 (Hashtag #camp404) erstaunlich gut zusammen. Wahrhaftig weiß ich jetzt wie sich die Model-Kandidatinnen fühlen müssen, wenn sie in so eine Luxus-Villa einziehen. Ähnliche Momente (ab 1:40 min) spielten sich nämlich auch bei uns ab, wie wir die Räumlichkeiten das erste mal zu Gesicht bekommen haben. Obwohl, ganz so viel hysterisches Gekreische war vielleicht doch nicht dabei ;-)

Für alle, die sich jetzt das Setting während der Woche immer nicht vorstellen können: Es wird programmiert, geredet, diskutiert, gegessen, programmiert, im Pool geplanscht, auf der Xbox gespielt, programmiert, konzipiert, mit AR-Drohnen geflogen, gelacht und wieder programmiert. Große Projektideen, die sich teilweise vom ersten bis zum letzten Tag durchgezogen haben wurden von kleineren Abend-Hacks und Side-Projekten unterbrochen, ein paar Tech-Talks (vor allem jener von @__tosh zum Thema git branches & commits) und Fortschritts-Präsentationen heiterten die Entwicklungs-Sessions auf.

Herausgekommen sind unzählige Projekte, Ideen und Hacks, die ebenfalls in ihrer Ausrichtung nicht unterschiedlicher sein könnten. Projektteams (1-3 Personen) und Ideen wurden schon im Vorfeld beim Brainstorming besprochen und dann am Camp noch erweitert bzw. durch neue Einfälle ergänzt. Die Teams waren übrigens nicht fixiert, bei anderen Gruppen mitzuhören, Inputs zu geben und sich andere Meinungen anzuhören war ausdrücklich erwünscht. Wenn man einmal keine Lust mehr hatte an Projekt A zu arbeiten, konnte man auch einmal schnell um Mitternacht ein paar Leute zusammenkarren und ein Side-Projekt starten, dass dann in eine komplett andere Richtung geht. Aus dieser Dynamik heraus sind wirklich sehr coole Ergebnisse entstanden.

Ein Realtime-Multiplayer Tetris im Browser

Direkt im Browser und ohne Flash kann über’s Internet Tetris gegen eine beliebige Anzahl von Spielern gespielt werden. Das wirklich spannende an diesen Projekt, waren die unzähligen Diskussionen und Tech-Talks von den Beteiligten, die sich wirklich brutal viele Gedanken über Performance, Netzwerk-Kommunikation und Spiel-Logik gemacht haben. Ich würde sogar behaupten, dass es das technologisch anspruchsvollste Projekt war – Hut ab!

Ein Facebook-Chat mit Turntable.fm Klon und synchronisierten YouTube-Videos

Angefangen hat alles mit einem Realtime-Chat auf Facebook-Basis, der dann später mit der Funktion zum gemeinsamen YouTube-Videos schauen aufgemöbelt wurde. Die Clips sind bei allen Zusehern synchron – Turntable.fm/Dropsound für YouTube quasi.

Ein Twitter-App mit Hashtag-basierten Chatrooms

Auf Konferenzen und Events ist die Gruppierung von Tweets mittels Hashtag sehr beliebt. Warum also nicht ein Web App, das rund um so einen Hashtag einen Chatroom öffnet und die Kommunikation erleichtert. Geile Idee, gute Umsetzung.

Ein „Find-My-Friends“/Echtzeit-Location-App

Wie oft fragt man sich, wo seine Freunde gerade sind oder wo man sich mit irgendwelchen Leuten treffen soll. Dieses Problem will eine browserbasierte Mobile-App lösen, die plattformübergreifend Location-Daten von Freunden und Bekannten in Echtzeit austauscht und sie auf einer Karte darstellt.

Ein Twitter Client in Google Spreadsheets

Wir bei den Socialisten gehören ja glücklicherweise nicht zu der Personengruppe, bei der Social Media am Arbeitsplatz nicht gern gesehen ist. Wer seine Twitter-Aktivitäten vor seinem Chef trotzdem geheimhalten will, kann zukünftig direkt in Google Spreadsheets twittern und seine Zwitschereien damit in Arbeit tarnen. Ein simples „<3“ neben den Tweet geschrieben favorisiert den Tweet, „RT“ daneben retweetet den Tweet. Sehr coole Interface-Ideen.

Ein Moorhuhn-Shooter mit dem Spielfeld auf dem PC/Fernseher und Smartphones als Motion-Controller

Wir kennen das Prinzip von Wii und Co, aber mit iPhones und Fernsehern hab‘ ich es noch nicht gesehen. Ebenfalls auf reiner Browser-Technologie aufbauen, kann bei diesem Moorhuhn-Shooter das iPhone dazu verwendet werden, die Hühner auf dem Bildschirm abzuknallen.

… und auch viele kleinere Projekte, wie einen Twitterbot auf NodeJS-Basis oder ein Tool, das geschriebene Mails als Open Graph-Objekt auf Facebook die Timeline postet.

Zusammengefasst kann man nur sagen: Es war awesome! Ich wusste im Vorhinein, dass es cool wird. Aber das es SO genial wird, hätte ich mir ehrlich gesagt nicht erwartet. Mit super Leuten eine Woche lang gemeinsam an neuen Projekten zu arbeiten, mit interessanten Technologien zu experimentieren und das ein oder andere mal auszuprobieren, für das man während Arbeit und Uni einfach nicht die Zeit findet. Obwohl viel gearbeitet und entwickelt wurde, fühlte sich die Woche auch irgendwie wie ein Urlaub an. Gerade weil man einmal Freizeit für was anderes hat.

Das Konzept von einer Woche Geek-Urlaub ist außerordentlich genial. Ich kann’s jedem nur empfehlen, sich einmal mit einer Gruppe interessanter Leute für eine Woche zurückzuziehen und gemeinsam an coolen Projekten zu arbeiten und Lösungen für Probleme zu erarbeiten ohne Termin- und Kundendruck im Hinterkopf zu haben. Man lernt unglaublich viel und es macht einfach Spaß! Wer mir das nicht glaubt, einfach mal bei Johannes vorbei schauen, der seine Eindrücke auch in einem Blogpost festgehalten hat. :-)

Vielen vielen Dank nochmal an alle, die dabei waren (@_subnet, @jollife, @andreasklinger, @catearcher, @__tosh, @neuling2k, @0xx0, @life_in_future &  @marent) und natürlich @diesocialisten, die das alles überhaupt erst ermöglicht haben!