Das Nokia X7 ist der neueste Vertreter in der Entertainment-Schiene des finnischen Mobiltelefonherstellers und gleichzeitig eines der ersten Smartphones, die das lang ersehnte Anna-Update von Symbian standardmäßig an Board haben. Einige Teile des angestaubten Betriebssystems wurden erneuert, viele Dinge verbessert und insgesamt hat man jetzt ein benutzbareres System. Leider kann auch das Anna-Update am Grundgerüst von Symbian nicht rütteln und es bleibt immer noch Symbian – aber erstmal zur Hardware:

Über Design lässt sich bekanntlich ja streiten, zumindest kann man Nokia aber nicht vorwerfen, immer die gleichen und alt bekannten Formen für seine Geräte zu benutzen und bei der Konkurrenz abzuschauen. Das X7 besticht durch die abgeschrägten Kanten und die gekurvte Rückseite. Sonst überzeugt das X7 mit gewohnt solider Qualität was Materialwahl und Verarbeitung angeht und das gebürstete Metall auf der Rückseite verleiht einen edlen Touch, den bei anderen Smartphone Herstellern oft vergeblich sucht. Mit einer Dicke von ca. 12 mm und einem Gewicht von 146 g ist das X7 kein Leichtgewicht. Da ich persönlich mehr auf „schwere“ Handys stehe, macht mir das nichts aus – im Gegenteil, ich finde das es dadurch noch weniger billig wirkt. Als einziges Manko ist mir der Fehlende Akku-Schacht aufgefallen. Ein Akkutausch ist dadurch nahezu unmöglich, wodurch man auf längeren Reisen und Trips ohne Lademöglichkeit schnell ohne Strom dasteht.

Auch wenn der 4 Zoll Super AMOLED-Touchscreen auf den ersten Blick wunderbar aussieht, kommt die Ernüchterung spätestens nach dem Einschalten. Ist man von iPhone und Konsorten derzeit hochauflösende Displays gewöhnt, muss man sich beim X7 noch immer mit einer Auflösung von 360×640 begnügen. Wenigstens wurde ein kapazitives Display verwendet, sodass auch Multitouch-Gesten problemlos funktionieren und die Fingererkennung besser funktioniert als bei früheren Symbian-Geräten (vor dem N8). Auch die CPU enttäuscht. Während Geräte der Konkurrenz mit Dual-Core und Taktraten jenseits der 1 GHz protzen, setzt Nokia noch immer auf einen veralteten 680 MHz ARM 11-Prozessor. Das gleiche gilt für die 256 MB Ram. Dies ist vor allem in Anbetracht der Ausrichtung als Multimedia und Entertainment-Handy enttäuschend, 3D-Spiele funktionieren zwar einigermaßen ruckelfrei, aber recht viel mehr kann man nicht erwarten. Die Kamera ist – wie von Nokia gewohnt – super. 8 Megapixel, 2 LED-Leuchten und 720p Videoaufnahmen, hier gibt es nichts zu meckern.

Das Symbian Anna-Update haucht dem toten Betriebssystem wieder ein wenig Leben ein und nur diesem Update ist es zu verdanken, dass Symbian-Geräte wieder einigermaßen benutzbar werden. „Anna“ ist wohl mein wichtigster Plus-Punkt gegenüber älteren Nokia Smartphones. Gleich beim Einschalten springen einem die quietschbunten – aber stimmigen – Icons im überarbeiteten Style entgegen, die sich durchaus gut ins Gesamtkonzept einordnen und mir persönlich ziemlich gefallen. Auch der Rest des Interfaces wirkt ein bisschen besser aufeinander abgestimmt. Die spannendste Verbesserung gibt es jedoch bei der Text-Eingabe: Es ist endlich möglich, Text auch im Portrait-Mode auf einer gewöhnlichen QWERTZ-Tastatur einzugeben. Wer die vorherigen Nokia-Reviews kennt, weiß, wie sehr mich diese Pseudo-Nummerntasten-Eingabe bisher gestört hat.

Auch der Browser wurde gewaltig aufgemöbelt. Es gibt nun eine Adressleiste – die umständliche Auswahl der Website über das verschachtelte Menü entfällt komplett. Dieses wurde als angenehmer Options-Screen neu organisiert. Zudem wurde an der Performance-Schraube gedreht und der Browser fühlt sich deutlich schneller und agiler an. Als letztes möchte ich noch die Foto-Galerie hervorheben, die ebenfalls auf bessere Usability getrimmt wurde und nun sowohl mit einem Portrait als auch Landscape-Mode aufwartet. Alles in allem ist das System-Update den Umständen entsprechend wirklich gut gelungen. Es funktioniert alles einen Tick schneller und der Lag zwischen Interaktion und Ausführung eines gewünschten Befehls wurde fühlbar reduziert.

Obwohl sich vieles in der Nokia-Welt getan hat, muss ich leider mit einem ähnlichen Fazit abschließen, das auch schon das E7 erhalten hat. Die Konkurrenz bietet derzeit einfach unglaublich viel mehr. Nokia weiß derzeit mit genial gut entworfener Hardware zu überzeugen, leider wird das Bild jedes mal durch die Einschränkungen der Software auf den Boden gezogen. Ich freue mich auf solide Nokia-Devices mit Windows Phone 7 und Meego!