Tupalo hat gerufen, die Kaffee-Trinker sind gekommen. Am Samstag hat endlich das stattgefunden, worauf ich mich schon wochenlang gefreut habe: Der von Tupalo veranstaltete Coffeewalk durch Wien. Hört sich an wie Instawalk – ist es auch irgendwie. Nur mit Kaffee Trinken halt. Scherz beiseite, der Coffeewalk war eine Tour zu drei Kaffee-Bars, die den Wienern endlich wirklich guten Kaffee anbieten wollen. Um diese beim Namen zu nennen, es geht dabei um die Kaffefabrik, People on Caffeine und das Kaffeemodul. Diese drei Lokale, die in Quadratmetern zusammen wahrscheinlich nicht viel mehr Fläche bieten als so manches einzelne Café, wollen eine neue Herangehensweise an Kaffee unter die Leute bringen. Dass es sich bei Kaffee eben nicht nur um so eine schwarz-durchsichtige Flüssigkeit handelt, die von der Kaffeemaschine heruntertropft, sondern, dass man sich mit Kaffee deutlich mehr beschäftigen kann und das auch tun sollte.

Gestartet hat der Walk offiziell bei der Kaffeefabrik. Unter TU-Studenten bereits als _die_ Quelle für guten Kaffee bekannt, erklärte uns der Besitzer Tobias, was es aus der Sicht eines Kaffee-Einkäufers alles zu beachten gibt. Der Mann versteht sein Handwerk – immerhin kauft und importiert er die grünen Kaffeebohnen direkt und röstet diese anschließend selbst in Österreich. Wie es uns eindrucksvoll vorgeführt wurde, kann man Kaffee genauso wie Wein auch verkosten und bekommt so den speziellen Geschmack jeder Sorte genau mit. Die verschiedenen Facetten von Kaffee einmal im Real-Life mitzubekommen, war schon beeindruckend. Und ja, Kaffee kann auch nach Erdbeeren oder Heidelbeeren schmecken. Für jemanden, der sich in der Kaffee-Welt zugegebenermaßen (noch) nicht so gut auskennt – ja ich gelobe Besserung – war das eine sehr coole Erfahrung. Außerdem gibt es gravierende Qualitätsunterschiede zwischen guten und schlechten Kaffeebohnen. Kleiner Hint: Das, was wir im Supermarkt vorgesetzt bekommen gehört meistens nicht zur guten Sorte. Auch beim Rösten der grünen Bohne kann man vieles falsch machen, aber da fühle ich mich in der Kaffeefabrik in sicheren Händen ;-)

Ein kurzer U-Bahn Ride später waren wir in der Schlösselgasse bei People on Caffeine – kurz POC. Während sich der erste Teil des Walks sehr auf die Kaffeebohne, die unterschiedliche Sorten und das Verkosten konzentriert hat, war bei POC die Zubereitung im Mittelpunkt. Je nachdem, wie man ein und denselben Kaffee nämlich zubereitet, entfalten sich ganz unterschiedliche Geschmäcke und Aromen. Das hat uns das Experiment bei POC zumindest deutlich klar vor Augen geführt. Sogar die Wahl des Filters macht einen Unterschied. Ja richtig gehört. Filter. Wurde uns nicht jetzt jahrelang eingeredet, dass Filterkaffee gleich nach „Wetten, dass..? mit Markus Lanz“ so ziemlich das Schrecklichste auf der Welt ist? Stimmt, aber mit den herkömmlichen Filterkaffee-Maschinen hat die dort gezeigte Technik eher wenig gemeinsam. Denn diese Geräte machen so ziemlich alles falsch, was man nur falsch machen kann. Das Experiment bei POC ist aber geglückt. Obwohl die Bohnen bei den drei Durchgängen immer von der gleichen Sorte waren, war das Endprodukt jedes mal ein anderes. Einmal war die Flüssigkeit klar und sehr dunkel, einmal ein wenig cremiger und heller. Das liegt unter anderem daran, dass ein Papierfilter mehr Teilchen des Kaffees und Öle herausfiltert als ein Metall-Filter.

Vom Koffein schon deutlich nervös und mit zittrigen Händen ging es weiter ins Kaffeemodul. Nachdem wir jetzt wissen, wie man Kaffee einkauft und ihn passend zubereitet, ging es dort darum, was man bei Restaurants und in Kaffeehäusern vorgesetzt bekommt. In einem Experiment wurde der gleiche Espresso einmal mit 93 Grad und einmal mit 98 Grad zubereitet. Es wurde also nur einer von vielen Parametern bei der Zubereitung verändert. Das Ergebnis: Guter Espresso vs. bitterer Geschmack + verbrannter Geruch. Selbst aus dem Milchschäumen machen die Zwei vom Kaffeemodul eine Wissenschaft und haben vorgeführt, was man alles falsch machen kann. Ich habe selten zwei Leute mit so einer Leidenschaft über den perfekten Milchschaum sprechen sehen. Aber es zeigt, Leidenschaft zahlt sich aus – vor allem wenn man sich die Cappuccinos ansieht. Latte Art vom Feinsten und natürlich durften wir das auch mal ausprobieren. Wer schon immer mal Barista spielen wollte, hatte die Gelegenheit, dies im Kaffeemodul in die Tat umzusetzen. Das perfekte (oder überhaupt) ein Herz in den Schaum zu zeichnen gestaltete sich wie erwartet äußerst schwierig aber der/die eine oder andere hat es tatsächlich geschafft.

Zum Abschluss gab es noch für jeden Teilnehmer einen Cakepop,  also Kuchen auf einem Holzstäbchen, von Julie Pop Backery. Klingt skurril, schmeckt aber gut und hat dem Koffein-Überschuss noch einen Zucker-Flash aufgesetzt. :-)

Der Walk hat gehalten, was er versprochen hat. Nicht nur Kaffee-Trinken, sondern auch sehr viele interessante Infos und Tipps für die Kaffeeliebhaber unter uns. Die drei Kaffee-Bars zeigen, dass es in Wien noch eine ganz andere Kaffee-Kultur gibt. Nämlich eine, die sich wirklich auf den Kaffee spezialisiert und nicht nur auf das Drumherum. Ich mag es unheimlich, wenn Leute für ein Thema eine so große Leidenschaft aufbauen und diese mit anderen Leuten teilen. Dass die Besitzer der drei Bars Feuer und Flamme für Kaffee sind, kann niemand abstreiten. Mit welcher Energie und Freude sie über das Thema reden ist umwerfend und ich kann nur jedem einmal empfehlen dort selbst vorbei zu schauen. Nachdem die Lokale eigentlich nicht sehr groß sind, bleibt sicher auch mal die Zeit für die ein oder andere Erklärung. Einfach nachfragen und ihr werdet sicherlich nicht enttäuscht werden. Ein Besuch zahlt sich aus!