Die Bibliothek von Babel geht auf ein Gedankenexperiment und eine Erzählung von Jorge Luis Borges zurück. Ein erdachtes Universum, das „als eine Bibliothek aller möglichen Bücher dargestellt ist“. Bücher, die alle möglichen Kombinationen von Zeichen unseres Alphabets enthalten. Bücher, in denen alle bisherigen Texte dieser Welt geschrieben sind und alle Texte, die noch geschrieben werden.
Unter libraryofbabel.info gibt es das elektronische Pendant dazu. Eine Sammlung aller möglichen Buch-Seiten mit je 3.200 Zeichen. Die Regeln dafür wurden von Borges übernommen:
The universe (which others call the Library) is composed of an indefinite, perhaps infinite number of hexagonal galleries…The arrangement of the galleries is always the same: Twenty bookshelves, five to each side, line four of the hexagon’s six sides…each bookshelf holds thirty-two books identical in format; each book contains four hundred ten pages; each page, forty lines; each line, approximately eighty black letters
Jedes Buch in der Bibliothek befindet sich also ein einem bestimmten Hexagon, einer bestimmten Wand, einem bestimmten Regal und ist einem bestimmten Band zugeordnet.
Aber enthält die Bibliothek wirklich alle möglichen Texte? Versuchen wir es einfach: „Dem Zuckerberg hat noch niemand gesagt, dass man den Knopf im Sakko beim Stehen zumacht“ war ein Tweet den ich gestern geschrieben habe. Über die Suche kann man ganz einfach Texte innerhalb der fast unendlichen Bibliothek suchen. Und siehe da, natürlich befindet sich mein Tweet auch darunter: Auf Seite „219“ im Band „23“, Regal „5“, Wand „3“ im Raum „1ou9bhxc[…]p7yu0a0ns“, eingebettet in ganz viele andere, unbedeutende Zeichen.
Jetzt kann man sicherlich behaupten, dass das ganze Humbug ist und der gesuchte Satz einfach in ein paar zufällige Zeichen eingebettet wird und irgend einem zufälligem Buch zugeordnet wird. Aber nein: Auf Seite 219 im Band 23, Regal 5, Wand 3 in diesem Raum befindet sich immer die gleiche Seite. Egal wer die Seite aufruft.
Die Bücher auf libraryofbabel.info sind jedoch nicht wirklich auf einer physischen Festplatte gespeichert. So ein Unterfangen würde mehr Festplatten und Rechenzeit benötigen, als man jemals produzieren kann. Was die Seite so genial macht, ist der clevere Einsatz eines Algorithmus zur Generierung der Bücher. Die Kombination aus Seite, Band, Regal, Wand und Raum erzeugt bei jedem Aufruf die selbe Zeichenkombination. Gleichzeitig lässt es der Algorithmus es zu, in die gegengesetzte Richtung zu suchen, wodurch man die fast unendlichen Seiten nicht nacheinander durchlesen muss, nur um eine bestimmten Stelle zu finden. Dies wird hier erklärt:
Um die Bibliothek von Babel selbst ausprobieren zu können, müsst ihr einfach auf libraryofbabel.info gehen und könnt dort entweder die Seiten manuell anwählen, eine zufällige Seite ansehen oder die fast unendlichen Weiten der Bibliothek nach einem Text durchsuchen.