Meine Videospiel-Historie zieht sich (abgesehen vom Gameboy) zurück bis zur PS1, auf der ich zum ersten Mal mit Charakteren wie Crash Bandicoot, Solid Snake oder der Kämpfer-Riege von Tekken in Berührung gekommen bin. Danach zog mich das Nintendo-Universum voll und ganz in seinen Bann. Der N64 bei Freunden, mein eigener Gamecube, die Wii und insgesamt drei Geräte aus der DS-Familie stillten für viele, viele Jahre mein Verlangen nach digitalen Spielen. Zwischendurch stand auch eine Xbox daheim, die sich aber außer für Halo 2 und zahlreiche Stunden Onlinegaming nicht durchgesetzt hat. In den letzten drei bis vier Jahren war dann irgendwie anderes wichtiger als Gaming, aber ich muss zugegeben, dass ich es irgendwie vermisst habe.
Aber es gibt ein Comeback: Sony hat mir vor 1 1/2 Wochen eine PlayStation 4 zum Testen zugeschickt. Mit im Paket waren fünf Spiele: Knack, Killzone: Shadow Fall, Call of Duty: Ghosts, Lego Marvel Super Heroes und Assassin’s Creed IV: Black Flag. Ich hatte schon lange keine so intensiven Gaming-Sessions mehr wie in den letzten Wochen. Und es hat wieder genauso viel Spaß gemacht wie früher. Meine Erfahrungen hab ich in einem Art Tagebuch festgehalten.
Tag 1: Hardware
Recht viel mehr als auspacken, anstecken und die ersten Einstellungen gingen sich am ersten Tag nicht aus. Die Hardware der Playstation 4 ist im Gegensatz zur Xbox One angenehm klein und schaut nicht so klobig aus. Außerdem kann man sie auch senkrecht im Stehen platzieren. Negativ fällt auf, dass die Lüftung und das Blu Ray-Laufwerk relativ lauf sind. Das ist zwar bei Konsolen eigentlich oft so, stört aber irgendwie wenn man sonst nur ruhige Geräte besitzt, die man fast überhaupt nicht hört. Vor allem das Laufwerk rattert merkbar, was den Spielspaß vor allem in ruhigen Passagen und wenn man nahe bei der Konsole sitzt trübt.
Richtig positiv überrascht bin ich vom DualShock 4 – dem Controller der PS4. Er liegt dank überarbeitetem Design super in der Hand und ich würde sogar behaupten, dass er der beste Controller ist, den ich jemals in den Händen gehalten habe. Er ist wie ein Gegenstück zu meinen Händen – passt also perfekt. Auf der Vorderseite gibt neben dem üblichen Button-Layout einen 3,5 mm Klinken-Anschluss für Kopfhörer oder Headsets. Man kann wahlweise den ganzen Sound über diese ausgeben lassen oder nur die Sprachübertragung. Im Lieferumfang befindet sich übrigens gleich ein Mono-Headset, sodass dem Online-Gaming Vergnügen nichts im Wege steht.
Sony hat dem DualShock 4 im Gegensatz zu seinem Vorgänger noch ein Multitouch-Pad und eine LED-leiste auf der Rückseite spendiert. Diese dient zur Identifikation des Spielers und als Status-Anzeige in manchen Spielen. In Killzone verändert sich je nach Verletzung die Farbe von grün zu rot und fängt sogar hektisch zu blinken an, wenn man besser ein Adrenalinpack verwenden sollte ;-)
Der Controller verbindet sich kabellos zur Playstation und kann via Micro USB aufgeladen werden. Leider ist das mitgelieferte Kabel zu kurz um weiter von der Couch aus spielen zu können. Abhilfe schafft entweder ein längeres Kabel von der PS4 zum Controller oder eine Steckdose samt Adapter in Couchnähe.
Tag 2: Spiele, Spiele, Spiele
Was die Spiele betrifft, gibt es leider beim Launch der PS4 sehr wenig bahnbrechendes. Killzone ist grafisch tiptop, enttäuscht aber meines Erachtens bei der Story etwas. Trotzdem kann ich Killzone für jeden frisch gebackenen PS4-Besitzer empfehlen. Knack präsentiert sich auf den ersten Blick als freundlich, cooles Prügel-Jump’n’Run. So viel Spaß mir der Titel in den ersten Stunden gemacht hat, so enttäuscht hat er mich später. Die sich wiederholenden Gameplay-Elemente sind auf Dauer nicht so unterhaltsam. Auch grafisch wäre mehr drin gewesen. Der Charakter selbst ist sehr aufwändig modelliert, die Umgebung und Feinde jedoch weniger. Die beiden Titel Assasin’s Creed und Call of Duty Ghosts sind technische Upgrades der PS3/Xbox 360-Versionen. Wer diese nicht bereits auf den Vorgängerkonsolen gespielt hat, kann hier zugreifen.
Tag 3: Das System / UI
Das User Interface der PlayStation 4 ist einfach zu navigieren und durchdacht angeordnet. Außerdem kann man flüssig durch die Einträge und Menüs navigieren, was mir bei so einem Interface besonders wichtig ist. Immerhin muss man es ja fast jeden Tag benutzen. Während man in einem Spiel ist, kann jederzeit durch drücken des PlayStation-Buttons am Controller ins Hauptmenü gewechselt werden. Das aktuelle Spiel bleib dabei aktiv und kann jederzeit wieder fortgesetzt werden.
Die Einträge der Spiele sind mit angepasster Musik, Artwork und zusätzlichen Inhalten wie News, Videos oder den Aktivitäten von Freunden cool gestaltet. In der Bibliothek werden die heruntergeladenen Apps und Spiele in einer scrollbaren Liste dargestellt. Es gibt keine Möglichkeit diese zu ordnen oder zu prioritisieren, was sich vor allem später bei einer größeren Anzahl negativ bemerkbar machen wird.
Was die Multimedia-Funktionen der PS4 betrifft, bleibt nur ein Fragezeichen . Man kann derzeit weder lokale Dateien abspielen noch übers Netzwerk streamen. Vor allem die Tatsache, dass diese Funktion bei der Vorgängerkonsole integriert war, machen es besonders bitter. Aber die Hoffnung bleibt bestehen, dass Ähnliches bald über ein Update nachgerüstet wird. :-)
Tag 4: Playstation Network, PlayStation+ und Sharing
Neben weiteren Killzone Missionen war es auch an der Zeit einen Blick auf das Playstation Network und die Sharing-Optionen zu werfen. Online Gaming auf der PS4 benötigt ein kostenpflichtiges PlayStation Plus Abo. Dieses kostet 49,99 Euro für ein Jahr. PlayStation Plus ist nicht nur Online Gaming, sondern beinhaltet ein paar weitere Anreize, die den Kauf schnell rechtfertigen. Es gibt zum Beispiel regelmäßig Spiele, die man sich mit einem Plus-Abo kostenlos herunterladen und dann solange spielen kann, wie ein aktives Abo auf der Konsole angemeldet ist. Schon alleine dadurch rentiert sich die Jahresgebühr relativ schnell.
Die PS4 zeichnet im Hintergrund zu jeder Zeit die letzten 15 Minuten eines Spieles auf. Passiert etwas, das man mit seinen Freunden teilen will, braucht man dazu nur den Share-Button am Controller drücken. Das aktuelle Spiel wird unterbrochen und man kann entweder den gewünschten Videoausschnitt oder einen Screenshot hochladen. Zur Auswahl stehen derzeit Twitter und Facebook. Die dritte Option im Bunde ist Live-Streaming über Twitch oder Ustream.
Das Coole an der Funktion ist, dass man nicht im Vorhinein wissen muss wenn etwas Aufzeichnenswertes passieren wird, sondern dass man einfach im Nachhinein die Spielsequenz hochladen kann. Leider ist die Qualität der Videoclips nicht so gut, wie das eigentliche Bild am Fernseher. Das volle Grafikpotenzial der PS4 kommt auf den Videoaufzeichnungen nicht genauso toll rüber.
Tag 5: PS Vita + PS4 = <3
Wer zusätzlich zur PS4 eine PS Vita sein eigen nennen kann, der kann seinen Handheld entweder für einige Spiele als zweiten Bildschirm verwenden oder gleich via Remote Play spielen. Dabei wird das von der PS4 berechnete Bild, das normal auf dem Fernseher angezeigt wird, auf die Vita geschickt. Gespielt wird dann nicht mehr mit dem Controller sondern mit der PS Vita selbst. Dank dem Touchpad auf der Rückseite kann man alle Buttons des DualShocks auf die Vita mappen und so ungestört spielen, falls der Fernseher einmal „besetzt“ ist.
In den PS4-Einstellungen sollte man „Direkt verbinden“ aktivieren, weil es sonst zu einem bemerkbaren Lag kommt. Wenn man die zwei Geräte direkt verbindet funktioniert die Übertragung ohne Probleme und es kommt nur manchmal zu einer minimalen Verzögerung. Je geringer der Abstand zur Konsole, desto besser funktioniert die Verbindung.
Ich habe auf diese weise mit meiner Vita ein ganzes Level in Knack und eine Mission in Killzone gespielt und muss sagen, dass es wirklich gut funktioniert. Klar, es ist nicht so toll wie auf dem großen Bildschirm, aber ab und zu wenn man gerade keinen Zugriff auf den Fernseher hat oder man gemütlich im Bett liegen will, ist Remote Play eine super Sache. Schade finde ich aber, dass man die Vita nicht nur als Bildschirm verwenden und trotzdem mit dem PS4 Controller weiterspielen kann. Das wäre noch eine coole Erweiterung für die Zukunft.
Tag 6: There’s an App for That! Oder auch nicht :(
Bei den Apps sieht es auf der PS4 zumindest in Österreich noch sehr sehr mau aus. Im Store gibt es gerade einmal drei Apps. Vidzone, eine Art On-Demand Musikvideodienst, Maxdome und IGN. Wobei letzteres zwar die Videos und Podcasts der Gaming-Seite IGN auf die Playstation bringt, aber keinen Text-Content. Mehr Auswahl gibt es leider noch nicht. Es fehlt sowohl eine YouTube App (die aber angeblich „bald“ nachgeliefert werden soll?) als auch eine Möglichkeit auf sein Spotify-Konto zuzugreifen. Die Web-Version von Spotify über den Browser funktioniert übrigens auch nicht. Gerade bei Partys im Wohnzimmer wäre Spotify ideal. Inklusive Vita-Second Screen oder Bedienung via Smartphone.
Tag 7: Fazit
Die neue Konsolengeneration ist endlich da. Irgendwie hat man aber das Gefühl, dass der Druck recht groß war die Hardware noch passend vor dem Weihnachtsgeschäft auf den Markt zu bringen. Wer weder eine PS3 noch eine Xbox 360 zuhause stehen hat, der sollte jetzt getrost zugreifen. Derzeit würde ich eher zur PS4 greifen. Sie ist nicht nur um 100€ günstiger sondern hat auch (wie ich finde) das interessantere Komplettpaket. Was die Spiele anbelangt sieht es leider sowohl bei Sony als auch Microsoft noch düster aus. Richtige Knaller gibt es einfach noch nicht. Ich schätze spätestens nächstes Jahr wird ein richtig interessantes Spiele-Jahr. Im Frühjahr 2014 wird sich entscheiden, wer dank guter Spiele-Unterstützung die Nase vorne hat. Auch die App-/ und Multimedia-Unterstützung muss auf beiden Seiten noch gewaltig verbessert werden. Vor allem eine YouTube App und Spotify sind ganz oben auf meiner Wunschliste.