Es ist wiedermal so weit. Heute hat Drei abermals eine Erhöhung seiner Tarife und Einführung des LTE-Netzwerkmanagements angekündigt. Irgendwie wollen die Meldungen zu einseitigen Vertragsveränderungen nicht mehr aufhören. Ganz egal ob A1, T-Mobile oder Drei – keiner der großen Netzbetreiber scheint bei dem Spiel nicht mitzumachen. Nach der Übernahme von Orange durch Drei hagelte es einseitige Vertragsänderungen förmlich vom Himmel.  Rechtlich ist das freilich kein Problem: Die Vertragsänderung wird eindeutig in §25 im Telekommunikationsgesetz 2003 geregelt. Aus Kundensicht sieht das natürlich aktuell etwas anders aus.

Vor fünf Jahren war die Situation für österreichische Kunden noch in Ordnung. Mehrere Netzbetreiber kämpften um jeden freien Kunden – Preiskampf und Aktionen an jeder Ecke. In Interviews ließen die Geschäftsführer der Unternehmen natürlich durchblicken, dass ihnen die Situation ein Dorn im Auge ist und es ihnen lieber wäre, wenn sie weniger Mitbewerber hätten. Ein Schelm wer böses denkt und ihnen vorwirft, dass die ausdauernde Preisschlacht ab einer gewissen Grenze nur mehr dazu da war, mindestens einen Betreiber in den Ruin zu treiben und dann als günstiges Übernahmeziel für einen anderen herzuhalten. Wer den längeren Atem hatte, würde gewinnen. Punkt. Aus. Geschichte vorbei.

Blöd nur, dass dadurch die Preise im Keller waren und man mit seinen Vertragskunden nicht mehr genügend verdient hat. Man hätte natürlich einfach die Vertragsgebühren für Neukunden erhöhen können, aber das bringt natürlich kurzfristig wenig. Und für den Netzausbau braucht man schnellstmöglich liquide Mittel. Bleibt nur die Erhöhung der bestehenden Verträge, um mehr Geld in die Kassen zu spülen. Und wenn jeder Netzbetreiber gleichzeitig die Vertragstarife erhöht, dann braucht man sich auch nicht fürchten, dass durch das Sonderkündigungsrecht zu viele Kunden abspringen. Ein perfekter Plan. Zu perfekt, um von der Bundeswettbewerbsbehörde, der EU-Wettbewerbskommision und dem Telekom-Regulierer vorhergesehen zu werden? Scheint so. Der EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia hat die Fehler aber im Nachhinein zugegeben. Aber nachher nützt uns das nichts mehr.

Ich kann auch die Ausrede mit dem dringenden Netzausbau, unter dessen Deckmantel die ganze Geschichte immer abläuft, nicht mehr hören. Man weiß schon seit Jahren, dass das Datenvolumen stetig steigen wird. Und auch kennt man die Roadmap für zukünftige Technologien sehr lange im Voraus und nicht erst ein paar Monate vorher. Schon lange hätte man also beim Preiskampf die Handbremse ziehen können. Zuerst die Preise solange nach unten zu treiben, bis einem Mitbewerber die Puste ausgeht, und dann zu sagen, dass man mit den niedrigen Preisen leider nicht wirtschaften kann ist Bullshit höchsten Grades.

Ich mein für wie dumm verkauft ihr uns eigentlich, liebe A1, T-Mobile und Drei? Dass ihr eure Entscheidung nicht aufgrund strategischer Pläne mehrere Jahre im Vorhinein plant? Ihr habt Zugriff auf die Daten eurer Netze, ihr könnt Vorhersagen machen und Prognosen aufstellen, wie sich der Daten-Verbrauch entwickelt. Ihr wisst welche Technologien kommen. Und falls ihr das wirklich nicht absichtlich gemacht habt, sondern kalt von der Situation erwischt wurdet, solltet ihr euch vielleicht um eine neue, kompetentere Führungsetage umschauen.

Eigentlich weiß ich gar nicht auf wen ich derzeit mehr sauer sein soll: Auf unsere Regierung und Behörden, die eine solche Situation überhaupt zugelassen und die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen haben. Oder die Netzbetreiber, die ihre Möglichkeiten ausnutzen und ihren Kunden auf den Kopf scheißen.

Wie ich es schon öfters getwittert habe, ist es für mich einfach untragbar, wenn ein Unternehmen sein Vertrauen verspielt. Das ist eines der schlechtesten Dinge, die man als Betrieb machen kann. Wie kann ich als Kunde jemals noch einen Vertrag mit euch abschließen, wenn ich weiß, dass ihr bei jeder Möglichkeit die Bedingungen ändert wenn es euch gerade reinpasst. Immerhin handelt es sich dabei um einen ZWEIseitigen Vertag. Genauso wie ich planen muss, dass ich mir den Vertrag für die Laufzeit leisten kann, müsst ihr auch dafür Sorge tragen, dass eure Tarife richtig kalkuliert sind und ihr ihn euch „leisten“ könnt. Wer sich hier verkalkuliert muss eben mit den Konsequenzen leben. Punkt.

Ich glaube es ist sehr richtig was Hofer mit HOT Anfang des Jahres gemacht hat. Nämlich klar in der Werbebotschaft zu vermitteln: „An unseren Tarifen ändert sich nichts. Egal was passiert, wir haben gut kalkuliert und ihr könnt uns Vertrauen.“ Das bescherte ihnen Berichten zufolge auch mehr als 200.000 Kunden.

Und was ist mit den anderen? Tja, die verlieren Kunden, freuen sich aber dank der Tariferhöhungen noch über einen höheren Umsatz. Dass das kein positives Signal für ein Unternehmen ist, brauche ich hoffentlich nicht extra zu erklären. Wer Umsatzgewinne nur durch einmalige Preiserhöhungen macht, der wird künftig irgendwann verlieren. Denn die Kunden sind nicht deppert. Und wer das Kundenvertrauen einmal verspielt hat, der wird es so schnell nicht mehr bekommen. Vor allem wenn es neue Mitbewerber gibt, die sympathischer und günstiger sind.