Seit mehr als zwei Jahren verwende ich nun schon eine Windows Phone 8-Gerät. Zuerst das Lumia 920, dann das 925, zwischenzeitlich das 1020. Und jetzt das Lumia 930. Nokia schaffte es bisher sehr erfolgreich, ihre Designs von anderen Herstellern zu differenzieren und teilweise auch in ganz andere Richtungen zu gehen. An den knallig bunten Farben und den soliden Polycarbonat-Gehäusen erkennt man die Smartphones meistens schon aus großer Entfernung. Das Lumia 930 geht jedoch ein wenig von diesem Trend ab.
Von vorne präsentiert sich das Smartphone sehr seriös und reduziert aufs Wesentliche. Ein Aluminium-Rahmen, der nahtlos in das an den Kanten leicht gewölbte Display-Glas übergeht. Oben ein minimaler Nokia-Schriftzug und die Front-Camera – unten die von Windows Phone bekannten Softkeys. Den Großteil der Frontseite nimmt das 5 Zoll Display ein. Gegenüber den Vorgängermodellen hat man den schwarzen Rand rund herum verkleinert, was sofort positiv auffällt.
Auf der Rückseite zeigt das Lumia 930 jedoch ein ganz anderes Gesicht. Hier verläuft der Aluminium-Rahmen nicht ins seriöse, schwarze Glas sondern in eine kräftig, knallige Farbe. Grün und Orange stehen zur Auswahl. Ein dezenteres Weiß oder Schwarz kann ebenfalls gewählt werden.
Dank der flachen Rückseite liegt das 930 eben am Tisch auf. Durch die Abrundung und die knallig bunte Rückseite fällt auf viele Oberflächen ein farbiger Schimmer, der mir bisher in dieser Weise noch bei keinem anderen Smartphone aufgefallen ist. Ein ganz netter Effekt ist.
An der Oberseite gibt es einen Einschub für die Sim-Karte. Nokia setzt im neuesten Lumia auf Nano-Sim-Karten, also den gleichen Standard wie das iPhone 5 / 5S. Positiv fällt auf, dass man kein spezielles Werkzeug zum Öffnen des Slots benötigt. Ein Fingernagel (und ein bisschen Übung) reichen aus, um die Sim-Karte herauszunehmen.
Eines meiner Lieblings-Details am 930 ist die Haptik und vor allem das *Klick*-Geräusch beim Drücken des Kamera-Buttons. Sehr hochwertig und präzise – man muss es selbst gefühlt und gehört haben. Eine textuelle Erklärung wird dem nicht gerecht. ;-)
Die 20 PureView Megapixel Kamera funktioniert nach dem selben Prinzip wie beim Lumia 1020: Aus vielen Pixeln wird ein geringer aufgelöstes Foto berechnet, wodurch eine bessere Qualität erreicht wird. Gespeichert wird sowohl die Originalauflösung als auch das heruntergerechnete Bild, weswegen man den Bildausschnitt später noch verändern kann. Dank der 20 Megapixel kann man bis zu einer Stufe verlustfrei zoomen, was in manchen Situationen von Vorteil sein kann. Generell sind die Bilder wie bei Nokia üblich eher weniger gesättigt und mehr an die reale Farbgebung angelehnt. Leider gibt es manchmal Probleme beim automatischen Weißabgleich, der selten die Lichtsituation falsch einschätzt. Glücklicherweise hat Nokia diesmal die Schärfe der Bilder anders geregelt – im Gegensatz zum Lumia 925 und dem 1020 kommen mir die Bilder jedenfalls schärfer vor. Fotographie-Enthusiasten dürfen sich darüber hinaus über Bilder im RAW-Format freuen.
Das Lumia 930 ist mein erstes 5 Zoll Smartphone – bisher hatte ich sehr große Bedenken, was diese Größe angeht. In der Tat ist das Gerät um ein ganzes Stück größer als das 925. Dass es noch dazu dicker und schwerer ist, macht das Ganze natürlich nicht besser. Unabhängig davon, liegt das Smartphone wunderbar in der Hand und mittlerweile kann ich mich sogar mit der Größe anfreunden. Einen großen Teil trägt das Betriebssystem dazu bei, das bei den meisten Funktionen keine 100%ige Erreichbarkeit des Bildschirms voraussetzt. Viele Aktionen werden via Bildschirm-Swipe durchgeführt und im Gegensatz zu iOS, wo man wegen einem Zurück-Button oft zum linken oberen Bildschirmrand greifen muss, geht dies bei Windows Phone über den Hardware-Button.
Windows Phone 8.1 ist die Version von Microsofts Betriebssystem, wo man technologisch als auch bezüglich vieler Features zu Android und iOS aufschließen kann. Microsoft hat sich die Kritik und das Feedback scheinbar zu Herzen genommen und vieles verändert. Manche Dinge – zum Beispiel das Herumspringen zwischen den letzten benutzten Apps – funktionieren besser und schneller als unter iOS. Mittlerweile bekommt der Windows Phone Store im regelmäßigen Takt neue Unterstützung von bekannten Apps: So wurden in letzter Zeit Apps wie Fitbit, MyTaxi, Uber, Swarm portiert und seit dem Launch regelmäßig aktualisiert und mit Bugfixes versorgt.
Wer überlegt, ein Windows Phone zu kaufen und auch das nötige Kleingeld hat, der kann beim Lumia 930 zuschlagen. Ich wage zu behaupten, dass das „App-Gap“ für viele Leute kein Problem mehr darstellt. Leute, die jedoch sofort immer die neuesten Apps herunterladen wollen, werden (noch) nicht mit einem Windows Phone glücklic. Ganz einfach, weil viele kleine Startups zuerst für iOS entwickeln.
Folgendes Gedankenexperiment sei diesbezüglich angeraten: Schaue alle Apps auf deinem Smartphone durch. Wie viele Apps davon nutzt du wirklich. Also nicht einfach herunterläden, einmal ausprobieren und dann nie mehr wieder aufmachen, sondern WIRKLICH mindestens einmal in der Woche nutzen. Man wird merken, dass man fast alle dieser Apps auch als Windows Phone-Version bekommt.
Was die Hardware und das Design betrifft, kann man vom Lumia 930 eigentlich nur schwärmen. Ich hatte selten ein Gerät in den Händen, dass sich _so_ gut und hochwertig angefühlt hat.
Disclaimer: Ich habe das Smartphone von Microsoft Devices im Rahmen meiner Tätigkeiten bei ambassadorbase.at zur Verfügung gestellt bekommen.