Heute früh, als ich mir die Berichte über das Tesla Model 3 in Ruhe durchgelesen habe, ist mir eine interessante Idee eingefallen: Sind manche von uns die erste Generation, die nie ein Auto besitzen wird, das mit fossilen Brennstoffen betrieben wird?
Wenn ich von meiner Lebenssituation ausgehe, dann komme ich sicher noch weitere 3 bis 5 Jahre ohne eigenes Auto aus. Und in diesem Zeitraum erwarte ich, dass Elektro-Autos den Massenmarkt erreichen. Die Durchdringung zum Massenmarkt, wird in weiterer Folge die Preise drücken. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg:
Die Lade-Infrastruktur ist wohl das größte Problem. Mit einem Elektroauto ist man klar im Vorteil, wenn man eine Garage samt Stromanschluss sein Eigen nennt. Haus-Besitzer am Land haben es da einfach: Die eigene Garage mit einer passenden Ladevorrichtung auszustatten geht problemlos. In der Stadt sieht die Sache anders aus. Straßen Parkplätze haben keinen Stromanschluss. Und Miet-Garagen mit passendem Stromanschluss sind rar. Auch wenn die Nachfrage irgendwann das Angebot regeln wird, so bleibt es am Anfang dennoch ein Henne-Ei-Problem. Niemand kauft sich ein Elektroauto in der Stadt, wenn er es nicht jede Nacht aufladen kann und niemand baut die Infrastruktur, wenn es keine Nachfrage gibt. Auf dem eigenen Grundstück, in der eigenen Garage tut man sich da jedenfalls leichter.
Dann kommt noch das leidige Thema mit der Reichweite. Sind 350 Kilometer, wie das Tesla Model 3 anbieten wird, genug? Für die meisten Fahrten: ja! Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeigt in einer Studie, dass Österreichs Autofahrer pro Tag durchschnittlich nur 38 Kilometer zurücklegen (inklusive Urlaubsfahren und Wochenendausflügen). Das Zweitauto wird sogar nur 23 Kilometer pro Tag verwendet. Wenn man sein Auto sowieso täglich über Nacht ans Stromnetz anschließt, ist das Reichweiten-Thema ein gelöstes Problem. Bleiben noch die wenigen Fahrten im Jahr, wo man mehr als 350 Kilometer benötigt. Tesla versucht es mit sogenannten Supercharger-Stationen, mit denen man unetwegs kostenlos (!) Strom tanken kann. In 30 Minuten werden dort wieder 270 Kilometer Reichweite aufgeladen. Bis Ende 2016 will Tesla seine Station auf dieses Netz aufstocken:
Doch was würde passieren, wenn 75% oder sogar 100% der Autofahrer auf Elektroautos umsteigen? Bricht unser Stromnetz zusammen? Können wir überhaupt so viel Strom produzieren? Ist das umweltfreundliche Elektroauto vielleicht nur ein Märchen, weil wir den Strom dann erst wieder umweltschädlich produzieren?. Ryan Carlyle hat sich diesem Gedankenexperiment auf Quora angenommen und die Antwort ist gar nicht so erschütternd , wie man vielleicht erwartet: Wenn 100% der Autos in den USA auf Elektroantrieb umstellen würden, so würde der Energieverbrauch um ungefähr 29% steigen. Würde man diesen Strom mit dem derzeitigen Energiemix in den USA herstellen, so reduziert sich die Menge an CO2-Emissionen trotzdem um 6 – 8 Prozent. Verändert sich die Zusammensetzung des Energiemixes in Richtung erneuerbarer Energien – wovon man in den nächsten 5 – 10 Jahren hoffentlich ausgehen kann – schneiden Elektroautos noch besser ab.
Für mich ist klar: Ich will zur ersten Generation gehören, die nie im Leben ein Diesel- oder Benzinauto besitzt. Und ich glaube, dass wird sogar so werden. Und wer als Auto-Hersteller nicht auf den Zug aufspringt, der wird über kurz oder lang verlieren. Hoffentlich.