Was gibt es schöneres an einem Sonntag Nachmittag als ein paar schon fast vergessene Versprechen und Ankündigungen in der Technologie-Branche wieder ans Tageslicht zu holen und nachzuschauen, was daraus geworden ist. Den beteiligten Unternehmen wäre es wahrscheinlich lieber, wenn Vergessenes vergessen bleibt … Aber das Internet vergisst nie. Zumindest fast nie. 

Apples FaceTime als offener Standard

„Open“ und Apple. Zwei Worte, die in meinem Kopf einfach nicht so recht zusammenpassen. Dementsprechend groß war die Überraschung, wie Steve Jobs damals auf der WWDC 2010 ein offenes FaceTime versprochen hat. FaceTime sollte ein offener Industrie Standard werden, den man auch mit Nicht-Apple-Produkten benutzen kann. Drei Jahre später gibt es noch immer keine Spur von einem offenen FaceTime-Standard. Jeder Hersteller kocht sein eigenes Süppchen und ich denke auch, dass es so bleiben wird. Es gibt sogar die Gerüchte, dass die Entwickler bei Apple nie etwas von der Ankündigung wussten und Steve Jobs das komplett in Eigenregie gemacht hat.

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Android Update Alliance

Wenn Google ein neues Update für Android herausbringt, liegt es meistens nicht an Google selbst, dass man dieses nicht sofort auf sein Gerät laden kann. Im Gegensatz zu iOS bestimmen nämlich noch zwei weitere Instanzen über den Zeitpunkt der Update-Auslieferung: Einerseits ist das der Hardware-Hersteller, der UI-Skins und Software an sein Gerät anpassen muss, und andererseits der jeweilige Mobilfunk-Provider des Nutzers. Wenn sich eine der drei Parteien gegen ein Update sträubt, geht der Nutzer leer aus. Dementsprechend groß ist auch die Fragmentierung des Android-Ökosystems. Genau aus diesem Grund hat Google 2011 die sogenannte Update Alliance ins Leben gerufen. Ein Zusammenschluss aus den größten Herstellern und Providern, die sich verpflichten, neue Updates zeitnah für alle Geräte, die nicht älter als 18 Monate sind, herauszubringen. Seit der Vorstellung auf der Google I/O hat man davon nichts mehr gehört. Hersteller verarschen ihre Konsumenten weiterhin und es kann noch immer passieren, dass man ein neues Gerät mit einer komplett veralteten Android-Version kauft. Achievement unlocked … not.

Android @ Home

Ebenfalls auf der Google I/O 2011 vorgestellt wurde Android @ Home. Ein Projekt von Google, das Android zum Mittelpunkt der eigenen vier Wände machen sollte. Durch eine Reihe von Schnittstellen und APIs können Smartphones so Lampen, Thermostate, Wecker, Fernseher und sogar Geschirrspüler steuern. Völlig Kabellos und natürlich von der Couch aus. Was daraus wurde? Nicht viel. Mittlerweile ist das Thema komplett vom Tisch und viele Device-Hersteller verwenden eine proprietäre Bluetooth LE-Lösung.

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Cell Chip

Der Cell Chip wurde von IBM mit Sony und Toshiba entwickelt und sollte eine Revolution in der Computer-Geschichte auslösen. 400 Millionen Euro wurden in die Entwicklung der neuen Prozessor-Architektur gesteckt, die vor allem bei Multimedia-Berechnungen große Steigerungen bringt. Grund-Idee war, das der Chip aus einem „Power Processing Element“ (PPE) beliebig vielen Synergistic Processing Elements (SPE) bestehen kann, die jeweils Teile der Arbeit übernehmen. Dadurch wurde ein ein hoher Grad an gleichzeitiger Berechnungen erreicht. Größter Einsatzzweck des Cell Chips bisher war die Playstation 3 mit acht SPEs.

Aber was ist der Status Quo? Vom Cell Chip ist nicht mehr viel übrig. In der kommenden Playstation 4 kommt ein anderer Prozessor zum Einsatz und Sony hat seine eigene Cell-Produktionsstätte mittlerweile an Toshiba verkauft. Ich denke, dass wir von dem damaligen Kraftprotz nicht mehr viel hören werden.

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Quaero, die „Europa-Suchmaschine“

Quaero sollte das werden, was Google in Amerika ist. Im Jahr 2006 von Deutschland und Frankreich mit 400 Millionen Euro finanziert, ist von der Suchmaschine nicht viel übrig. Eigentlich gab es nie etwas, das man der Öffentlichkeit zeigen konnte. Wahrscheinlich deswegen hat sich Deutschland mittlerweile aus dem Projekt zurückgezogen und konzentriert sich seitdem auf ein eigenes Theseus-Programm. Irgendwie schade, dass man nichts mehr von Quaero hört. Angesichts der Probleme mit NSA und dem Rückstand der europäischen Internet-Industrie wäre eine solide Suchmaschine auf europäischem Grund und Boden vielleicht gar nicht so schlecht.

 

Habt ihr noch mit einem Tech-Unternehmen eine Rechnung offen? Weil ihr euch schon so auf etwas gefreut habt und es dann nie Realität wurde?