Vor über zwei Jahren hat ReadWriteWeb in Zusammenarbeit mit dem Österreicher Sebastian Moser die Lage der heimischen Sozialen Netzwerke untersucht. In der Zwischenzeit hat sich die Situation gänzlich verändert: Einige konnten Benutzer gewinnen, andere verloren einen Teil der User und andere versanken in die Bedeutungslosigkeit.

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2008 kann man zurecht als das Jahr der internationalen Social Networks in Österreich bezeichnen. Vor allem die zwei relativ neuen Mitbewerber Facebook und Netlog konnten massiv an Zugriffen gewinnen und überholten Mitte des Jahres die alten Platzhirsche Szene1 und Myspace. Auch sms.at (nicht auf der Grafik) wurde mittlerweile von den drei Internationalen überholt. 

Interessant ist auch der doch sehr markante Einbruch von Szene1 im Oktober 2007. Regelmäßige Nutzer von Szene1 wissen wahrscheinlich bereits, wodurch dieser verursacht wurde: Der Marktführer im Raum Oberösterreich unterzog sich in dieser Zeit einem Relaunch um laut eigenen Aussagen „Europa zu erobern“ (siehe Werbefolder). In der Realität schreckte das neue Design und häufige Fehler in der Übergangsphase viele der Stammuser ab. Es brauchte auch nichts, die Erweiterung und den Funktionsumfang stetig voran zu treiben – der negative Trend konnte bis heute nicht aufgehalten werden.

Die Internationale Konkurrenz hat in der Zwischenzeit nicht geschlafen und konnte täglich neue User dazu gewinnen.  Facebook startete im März 2008 eine lokalisierte Version in deutscher Sprache und setzte  mit der App-Plattform ganz klar auf volle Erweiterbarkeit – Ein Trend den Szene1 bis heute nicht wirklich mitgemacht hat. Auch Netlog, das in Belgien gegründet wurde, begann den heimischen Markt mit einer übersetzten Version zu erobern. Mittlerweile ist das Netzwerk in 13 Sprachen erschienen.

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Die einzige Region in Österreich, die dem Trend der internationalen Social Networks derzeit trotzt ist Oberösterreich. Hier hat Szene1 auf den ersten Blick noch einen erstaunlichen Vorsprung auf die Konkurrenz. Dafür hinkt es vor allem in Wien den anderen Bundesländern hinterher. Der Grund für diesen Umstand ist vor allem in der Vergangenheit zu suchen. Soziale Netzwerke waren vor 1-2 Jahren in Österreich hauptsächlich durch Eventfotografie definiert. Szene1 wurde beispielsweise im gleichen Jahr (2003) wie Myspace gegründet, konnte sich durch die Präsenz und Promotion auf lokalen Events schnell stark verbreiten und als Kommunikationskanal für die Jugend etablieren. Durch verstärkte Marketing-Aktivitäten in ganz Österreich wurde langsam eine Verbreitung quer über das Land erreicht. Einige Fehlentscheidungen und die anhaltende ausländische Konkurrenz, setzten dem Portal jedoch verstärkt zu und die User begannen abzuwandern.

Anhand dieser Entwicklung kann man die Schnelllebigkeit von Trends im Web ganz gut nachvollziehen. Wer weiß schon, welches Netzwerk in einem Jahr die Marktführerschaft in Österreich an sich reißt.