Seit dem Rock en Seine vor zwei Jahren in Paris finde ich die Kombination von Musik-Festival und Städteurlaub äußerst ansprechend. Nicht nur wegen der Großstadt mit all dem Flair und eigenen Charisma sondern auch, weil man so dem Campingplatz auf Festivals entkommt und gemütlich in einem richtigen Bett schlafen kann. Auch wenn der Campingplatz manchmal seine ganz eigenen Reize bietet, muss es einfach nicht bei jedem Festival sein. Trotz diesem Verzicht kommt das Festival-Feeling nicht zu kurz und irgendwie ist alles einfach angenehmer. Dank Nokia bin ich dieses Jahr für zwei Tage am Berlin Festival und werde meine Eindrücke von Berlin und dem Festival festhalten. Das Festival lässt sich irgendwo in der Mitte zwischen Indie bzw. Electro eingliedern und natürlich darf eine gewaltige Portion Hipster in Berlin nicht fehlen. In der tat hat das Berlin Festival eine derart große Hipster-Dichte, die auf anderen Festivals ihresgleichen sucht. „Jutebeutel so weit das Auge reicht“ könnte man auch dazu sagen. Sogar als Werbegeschenke werden sie verteilt. Ich nehme an das lässt sich als zielgruppenorientiertes Marketing bezeichnen ;-)

Das Berlin Festival ist auf dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof und macht sich diese Location gleich zur eigenen Identität. Die Mitarbeiter tragen Flugbegeleiter-Kleidung, die Bändchen-Ausgabe ist bei den ehemaligen CheckIn-Schaltern und durch die Abflugshalle geht es zu den Festival-Bühnen. Da ist es klar, dass die Main-Stage ebenfalls im Flieger-Design gehalten ist. Zur Deko, Beleuchtung und als Twitter-Wall wurde ein künstlicher Tower gebaut, der als wegweisendes Element am Festivalgelände verwendet werden kann. Im Grunde ein ziemlich cooles Theme, vor allem aber dass es so durchgehend und allgegenwärtig verwendet wird macht es zum echten Highlight.

Tag 1 des Berlin Festivals begann gestern um 15 Uhr mit Of Monsters And Men. So zumindest der ausgedachte Plan. In der Realität waren dann so viele Leute bei der Bändchen-Ausgabe, dass wir die Hälfte von Of Monsters And Men verpasst, aber trotzdem noch den wichtigsten Song mitbekommen haben: „Little Talks„, Titellied für meinen BloggersAmazingEveryday-Trailer. Schön langsam knurrte der Magen und es musste mein lieblings Festival-Essen her. Handbrot gibt’s leider viel zu wenig bei österreichischen Festivals, deswegen ist es immer wieder ein Must-Have wenn man in Deutschland ist. Danach ging es auf die andere Stage zu Kate Nash, die aber außer lautem Gekreische nicht viel zu bieten hatte. Ich hoffe inständig, dass das auf Sound-Probleme zurückzuführen war.  Deswegen gleich zurück auf die Main Stage zu Little Dragon. Dort gab es die erhofften elektronischen Beats und angenehme Indie-Musik. Im Anschluss heizte dann Tocotronic – ihrem Ruf gerecht mit deutschsprachiger Indie-Musik – ein. Irgendwann in der Mitte des Acts kam dann leider der angekündigte Regen und wir haben uns unter das rettende Flughafen-Dach zurückgezogen. Ideal, weil es trotzdem noch genug Sicht auf die Bühne zulässt und man aber im Trockenen steht. Dafür gibt man seinen Platz im Weavebreaker gerne auf. Sigur Ros setzte dem Abend dann die Krone auf. Die nordischen Klänge der isländischen Band bringen garantiert jeden zum Träumen. Und Dahinschmelzen. Das Flughafen-Ambiente passt dazu irgendwie erstaunlich gut. Der letzte große Act sollten die Killers sein, schon nach kurzer Zeit aber war eines klar: Die Jungs hatten beim Sound ein massives Problem. Keine satten Bässe und Gitarren-Sounds, sondern alles irgendwie dumpf und leise. Einzig die Stimme des Sängers hörte man klar. Nicht sehenswert und da ich die Band sowieso schon zweimal live erlebt hatte wechselte ich zur Ausweich-Möglichkeit namens Orbital. Die haben mich dafür aber aus den Socken gerissen. Fette Beats und kräftige Sounds gemischt mit ruhigen Passagen. Genau wie man das als Einstimmung für die Silent Disco braucht.

Stichwort Silent Disco. Die anschließende Kopfhörer-Disco war angeblich die größte der Welt. Gegen 20 Euro Pfand bekam man ein Paar Funk-Kopfhörer. Mit diesen konnte man zwischen zwei Channels tanzbarer Indie- und Elektromusik wählen. Pro Tipp: Immer zwischen den Kanälen wechseln und die besten Songs erwischen. Ich weiß nicht woran es liegt, aber irgendwie legt man durch die Kopfhörer jedes mal die letzten Tanz-Hemmungen ab und tanz wie wenn es das letzte Event auf Erden wäre. Wenn dann eine ganze Flughafen-Rollbahn ebenso dabei ist, motiviert das noch ein Stück mehr. Ich war bisher schon auf einigen Silent Discos, aber die hat mir mit Abstand am besten gefallen. Sei es wegen den gut gelaunten Leuten oder der perfekten Musikwahl. Daumen Hoch. Die Kopfhörer-Disco war so gut und kurzweilig, dass uns die Zeit wie ein Schnellzug davongefahren ist und wir den letzten Shuttlebus zum Club XBerg verpasst haben. Egal, dann eben noch 1-2 Stunden Spaß mit den Kopfhörern. Immerhin war das wirklich das Beste an dem ganzen Tag. Und wir reden hier von einem (sehr) hohen Standard.

 

Spotify Playlist

Meinen ersten Tag am Berlin Festival 2012 gibt’s natürlich auch als Spotify-Playlist. Mit je 4 – 5 Songs pro Band :-)

Den Blogpost von Tag 2 findet ihr übrigens hier!