Was vorgestern mit dem Tweet „Füße tot-getanzt … Ich geh schlafen. Gute Nacht, bis morgen“ endete, war auch am nächsten Morgen noch nicht besser. Die Füße noch immer sichtlich ermüdet und kaputt, stand nach einem Essen im Geheimtipp Il Ritrovo (Hint: Best Pizza in Town, wenn man auf Service verzichten kann!) ein kleiner Shopping Trip in Friedrichshain auf dem Programm – natürlich nur um dem Hipster-Tum auf dem Festival gerecht zu werden. Der Plan für den restlichen Abend: Anders als am Vortag erst ein wenig später auf das Festival fahren, dafür am Nachmittag genug Energie tanken, dass auch der Besuch beim Club Xberg noch möglich ist. Immerhin soll dort ja auch ziemlich die Post abgehen. Gesagt, getan.

Angefangen hat der Festival-Tag also verspätet mit Kraftklub um 19:30 Uhr. Eine Mischung aus Indie und Rap, die mächtig Stimmung macht und überraschend frisch ist. Herrlich selbstironisch was Musik und die Band selbst angeht. „Ich will nicht nach Berlin“ als hervorstehendes Beispiel. Im Anschluss machte die britische Band Franz Ferdinand weiter. Übrigens tatsächlich benannt nach dem österreichischen Erzherzog, dessen Ermordung den Ersten Weltkrieg auslöste und die Welt nachhaltig verändert hat. Die Jungs wollen mit ihrem Britpop ebenfalls die Welt verändert, deswegen der Name. Im Gegensatz zum Vortag gab es gestern keine Sound-Probleme auf der Main-Stage. Sehr erfreulich, denn das setzte sich auch beim Headliner – Paul Kalkbrenner – fort. Er war zwar viel besser als letztes Jahr am Urban Art Forms in Wiener Neustadt, aber irgendwie kann ich diese „God-Like“ erhabene Show nicht ausstehen. Klar, er ist schon gut. Manche Lieder sind wirklich nett, aber man kann den Hype auch übertreiben. Station Nummer 4 an dem heutigen Abend war wieder einmal die Kopfhörer-Disko, wo eindeutig mehr Leute waren als am Vortag. So kommt die Behauptung, es sei die größte Silent Disco der Welt, schon ein wenig näher an die Realität. Die Musik war ähnlich toll, wenn auch diesmal mehr Pop (Hello, Call Me Maybe) und sogar ein wenig Trash, dafür aber wieder in 2-Kanal-Übertragung. So kann ja jeder auswählen, was er hören will.

Um Punkt 1:00 Uhr versuchten wir noch hastig die Kopfhörer zurückzugeben und dann einen Shuttelbus zum Club Xberg (a.k.a. Arena Berlin) zu ergattern, was im Endeffekt leichter war als gedacht. Der Bus brachte uns Non-Stopp nach Kreuzberg, wo die Party Indoor weiter ging. Erster Act war Modeselektor (live). Die Berliner Elektro Band & DJs heizten in der wirklich groß dimensionierten Halle mächtig ein und brachten das Publikum zum Schwitzen. Sprichwörtlich, denn in der Halle war es derart heiß und stickig, dass kein T-Shirt lange trocken blieb. Dementsprechend auch der Geruch in der Halle ;-). Aber was tut man nicht alles für gute Musik – man muss einfach Opfer bringen. Nach einer ungewöhnlich langen Umbau-Zeit war dann Orlando Higginbottom, besser bekannt als Totally Enormous Extinct Dinosaurs, auf der Bühne. Der 26-jährige Brite zeichnet sich verantwortlich für „Garden“, den Soundtrack der Amazing Everyday-Kampagne von Nokia. Also ist er im Grunde auch ein wenig für meine Blogger-Aktion verantwortlich. An dieser Stelle noch einmal Danke @ Nokia für das Sponsoring des Berlin Festivals! Die Musik von TEED mag auf den ersten Moment ein wenig eigenartig und merkwürdig erscheinen. Er ist angezogen wie ein Indianer im Wilden Westen, auf der Bühne tummeln sich Dinosaurier und Tänzerinnen versuchen das Publikum mitzureißen. Irgendwann geht der Beat aber ins Blut über und man tanzt wie wild zum Takt. Ein Festival-Auftritt der etwas anderen Art, aber spätestens wenn „Garden“ durch die gut dimensionierten Lautsprecher schallt, ist die Menge nicht mehr zu halten. Und das war auch der Punkt wo meine Füße schön langsam nicht mehr tanzen wollten. Also Zeit heim und schlafen zu gehen. Zum Glück ist die durch Airbnb vermittelte Wohnung in gehweite vom Club und die Heimreise dadurch angenehm kurz. Das Apartment kann man wirklich zu empfehlen, vor allem weil auch sonst einige Bars, Clubs und nette Lokale in der Nähe sind.

Das Berlin Festival war eine schöne Abwechslung zu den österreichischen Pendants. Immer ein Musik-Festival direkt in einer Stadt abgehalten wird, finde ich es schade, dass wir sowas in Wien nicht haben. Klar es gibt das Donauinselfest, aber das ist irgendwie nicht das gleiche. So ein einschlägiges Musikfestival im Herzen Wiens wäre schon sehr cool, vielleicht haben wir ja irgendwann mal die Freude! Auch für den Tourismus wäre das natürlich ein Hit, zum Berlin Festival kommen nämlich ein Drittel (!) der Besucher von außerhalb Deutschlands.

Während dem Berlin Festival war das Nokia Lumia 900 mein einziger Begeleiter. Fotos und Videos wurden ohne zusätzliche Kamera gemacht und eindrücke nur mit dem Smartphone festgehalten.  Ich hatte einige Befürchtungen was Nachtfotografie und vor allem Fotos mit Nacht und viel grellem Licht anbelangen. Diese wurde teilweise bestätigt, aber auch teilweise entkräftet. Ich bin draufgekommen, dass man mit Windows Phones scheinbar bei solchen Lichtverhältnissen besser Ergebnisse bekommt, wenn man auf das Display tippt anstatt den Hardware-Auslöse-Button zu drücken. Scheinbar passiert da irgendeine Magic, denn es dauert auch länger, bis das Foto am Display erscheint. Ihr findet die Fotos vom Tag zwei unten in der Galerie.

Natürlich gibt es auch wieder eine Spotify-Playlist zu meinem Tag 2 auf dem Berlin Festival

Den Blogpost von Tag 1 findet ihr übrigens hier!